Gebildete lassen sich eher und länger über den Tisch ziehen als „einfache Leute“
Die allermeisten Mandanten, die uns um Hilfe bitten, weil sie Kriminellen mehrere tausend Euro überwiesen haben, manchmal sogar mehr als 10.000 Euro, sind Akademiker, Führungskräfte in Wirtschaftsunternehmen, manchmal sogar Professoren. Warum das denn? Man würde auf den ersten Blick ja das Gegenteil vermuten, nämlich dass eher naive, einfach gestrickte Menschen auf das Lügenmärchen von der Auslandserbschaft hereinfallen. Die Gründe sind aber durchaus nachvollziehbar:
- Akademiker sind Manager, Führungskräfte, Freiberufler oder Selbstständige. Sie haben also ein großes Selbstbewusstsein und trauen sich daher oft zu, eine internationale Erbschaft alleine abzuwickeln, ohne Hilfe eines Anwalts oder Steuerberaters. Dieses Selbstbewusstsein wird hier zum Bumerang. Ein einfacher Angestellter, der vielleicht auch nicht so gut Englisch spricht, wird solche Briefe und E-Mail-Nachrichten mit der angeblichen Auslandserbschaft in der Regel einem Profi zeigen und sich beraten lassen. Da fällt dann frühzeitig auf, dass es sich um erfundenen Quatsch handelt.
- Akademiker erschrecken nicht so leicht vor hohen Beträgen. Wenn eine Führungskraft oder ein Zahnarzt aufgefordert wird, einige tausend Euro für ein „Geldwäschezertifikat“, eine „Anti Terrorismus Bestätigung“, ausländische Bankgebühren oder Erbschaftsteuern zu zahlen, ist dieser eher dazu bereit als jemand, für den solche Beträge mehrere Monatsverdienste sind. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Wir hatten auch bereits Supermarkt-Kassiererinnen, die ihre gesamten Ersparnisse nach England überwiesen haben.
- Drittens fällt es Akademikern viel schwerer, sich selbst und dem persönlichen Umfeld gegenüber einzugestehen, dass man sich hat veräppeln lassen. Nach dem Motto „So etwas kann mir nicht passiert sein“ halten daher erstaunlich viele Betrugsopfer am Traum von der sechs- oder siebenstelligen Erbschaft in England oder den USA fest, obwohl die Kriminellen nun schon zum dritten oder vierten Mal mit einem neuen Grund aufwarten, warum man jetzt doch noch mal etwas bezahlen soll, obwohl einem vorher versichert wurde, es sei nun wirklich die letzte Hürde.
Wie diese Betrugsmaschen in der Praxis aussehen und wie man einen echten Erbfall in den USA, England oder Australien von einem Lügenmärchen unterscheiden kann, erkläre ich in diesen Beiträgen hier im Blog sowie in diesem ausführlichen YouTube-Video: